Die Geschichte des Engel in Wittnau

Die Geschichte des Gasthauses „Engel“ reicht annähernd 200 Jahre zurück. Aus einem Schreiben des Großherzoglichen Landamts Freiburg aus dem Jahre 1843  erfahren wir, dass die Gemeinde Wittnau zu der Zeit 58 Bürger zählte, von denen 15 im Ortsteil Wittnau wohnten und 43 im Ortsteil Biezighofen. Mit „Bürgern“ sind natürlich nur die Männer gemeint. Die Frauen und Kinder wurden zu jener Zeit noch nicht mitgezählt. (…)

Der früheste Beleg stammt aus dem Jahre 1832, als dem Altvogt und späteren Bürgermeister Johann Winterhalter, einem Bruder des damaligen Hirschenwirts Joseph Winterhalter, die Konzession zur Führung einer Gastwirtschaft in Biezighofen erteilt wurde. 1832 ist somit erstmals eine Personal-Wein-Wirtschaft „Zu den drei Engeln“ aktenkundig. (…) Lange vor dem heutigen Anwesen stand an derselben Stelle ein großes Hofgut, das bereits im ältesten Lageplan der Gemeinde von 1770 eingezeichnet ist. Leider gibt es keine Dokumente aus der Zeit davor, so dass wir nicht wissen, wann tatsächlich der Hof erbaut worden ist. (…) Einer alten Tradition folgend, nach der Gasthäuser gerne ihre Gastfreundschaft mit symbolträchtigen, nicht selten biblisch abgeleiteten Wirtshausnamen kund taten, entschied sich der nachweislich erste Wirt Johann Winterhalter für den Namen „Zu den drei Engeln“ (Gen., Kap. 18).

 

Laut dem Gebäudeeinschätzungsverzeichnis ist das heutige „Engel“- Anwesen rund 135 Jahre alt (Stand 2008). Das Gasthaus mitsamt dem Ökonomiegebäude muss um 1872 abgebrannt sein. Nach mündlicher Überlieferung soll jemand aus der Familie des damaligen Eigentümers nächtens mit einem brennenden „Schandelstock“ am Heustock vorbei gekommen sein, der ihm aus der Hand fiel. Sofort sei alles in hellen Flammen gestanden.Vermutlich sind diesem Brand auch alle Hausdokumente wie z.B. Pläne und Verträge zum Opfer gefallen. Der Wirt Augustin Grammelspacher, der mit seiner Ehefrau Maria geb. Winterhalter zu diesem Zeitpunkt den „Engel“ führte, hat danach das Anwesen wieder aufgebaut, und zwar so, wie wir es heute kennen. Erneut fanden in den folgenden Jahren mehrere Besitzerwechsel statt. Den alten Wittnauern und Biezighofener waren noch der ehemalige Auer Stubenwirt Joseph Linder (Engelwirt 1891 bis 1901) und Hermann Gnädinger (Engelwirt 1901 bis 1909) in Erinnerung.
Immer noch in lebendiger Erinnerung ist der aus Ehrenstetten stammende Engelwirt Viktor Ruh. Er legte den Grundstein für das heute weit und breit beliebte und bekannte Gasthaus „Engel“, das er 1909 mit allen dazu gehörenden Liegenschaften käuflich erwarb. Geschäftstüchtig  bewirtschaftete er den „Engel“ so erfolgreich, dass das Gasthaus auch bald im Umkreis einen guten Namen hatte und zahlreiche Gäste, besonders auch aus der Stadt Freiburg, anzog. Nicht nur, dass er als passionierter Jäger eine ansehnliche Wild-Speisekarte anbot, er widmete sich auch der Zucht von Weinbergschnecken und lockte mit seinen erlesenen Schneckengerichten Feinschmecker aus der ganzen Region an.

 


1948, als der junge Bollschweiler Metzgermeister Richard Becherer die „Engel“-Tochter Anni Ruh heiratete, wurde der gastwirtschaftliche Betrieb um eine Metzgerei erweitert. Die Wirtschaft verpachteten sie, nachdem der Besitz nach dem Tod des Engelwirts Viktor Ruh 1962 an sie übergegangen war, in den Jahren 1960 bis 1974 an das Ehepaar Maria und Bruno Riesterer. Vor allem Maria Riesterer, die die Kochkunst und das Gaststättengewerbe in Luzern in der Schweiz gelernt hatte, ist noch vielen für ihre guten Sonntagsgerichte in bester Erinnerung.


Als schließlich im Spätjahr 1981 Mario Iaia und seine Frau Pina den „Engel“ übernahmen, legten sie mit ihrer traditionellen, italienischen Küche den Grundstein für eine neue Zukunft. 


(aus: Gli Angeli. Die Geschichte der Familie Iaia, 2011,
wir danken Frau Dr. Elfi Harter-Bachmann für den Text zur Geschichte des Engel)